Out in the Green – Große musikalische Bandbeite

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Trotz geringer Zuschauerresonanz überzeugte das Newcomerfestival »Out in the Green« auf der Landesgartenschau.

Ein Festival, das sich gewaschen hatte, hat die heimische Musikschule Musikzentrale am Samstag auf der SWG-Bühne der Landesgartenschau ausgerichtet. Dabei wurden die vier besten Newcomerbands Hessens präsentiert, die aus insgesamt 78 Bewerbungen ausgewählt worden waren. Für Landesgartenschauverhältnisse wurde es zuweilen ungewohnt laut, da auch einige Bands der härteren Gangart aufspielten. Aber es waren vor allem die musikalische Bandbreite und die Qualität der Gruppen, die zu überzeugen und begeistern wusste.

Das wussten potenzielle Besucher jedoch nicht wirklich zu schätzen, blieben die Stuhlreihen vor der Bühne doch zuweilen ziemlich leer – und wider Erwarten nahm die Zuschauerzahl gegen Abend hin eher ab. An der Qualität kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Schade für die vier Bands, die allesamt eine tolle Show und ein musikalisch hochwertiges Programm darboten. Bei vier Bands blieb es, weil die erwarteten Frankfurter von Dreimillionen ihren Auftritt kurzfristig wegen Erkrankung des Sängers abgesagt hatten.

Den Auftakt machte das Anil Altintas Trio. Der 22-Jährige aus Heuchelheim punktet dabei vor allem mit seiner markanten Stimmfarbe – Altintas hat Vibration in der Stimme, weiß diese zu nutzen, ohne, dass es affektiert oder nach zu viel des Guten klingt, außerdem traut sich der junge Mann, mit seinen im Singer/Songwriter-Genre verwurzelten Titeln, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Sommersound im Stile eines Jack Johnson hört man da beim eingängigen »Sound of Home«, R’n’B-Klänge gibt’s bei »Raindrops«, bei dem Bandkollege Jan Hesmert vor allem auf starke Pianoakzente setzt. Altintas textet auf Englisch, scheut aber nicht davor zurück, auch seinen Wurzeln im Programm Platz zu geben und mit »Yalan« eine türkischsprachige Nummer einzuflechten.

Ganz andere Töne schlugen die SexOphonics aus Marburg mit ihrem funkigen Ska-Rock an. Mal im für Ska typischen Offbeat unterwegs, mal mit Polkaanleihen, dann wieder sehr punkig ausgelegt, fetzt die Band um den sonst als Singer/Songwriter bekannten Frontmann Daniel Vagant los – und das ohne Rücksicht auf Verluste, geht die Band doch bei ihren Texten an die Grenze des guten Geschmacks und gerne auch darüber hinaus. Dabei ist die Musik tanzbar, punktet durch clevere Bläsersätze von Trompete und Saxofon und verbreitet trotz aller Derbheit vor allem eins: Gute Laune.

Gute Laune hinterließen auch die Gießener von Make my Day. Selbst bezeichnet die Band, die sich auf heimischen Bühnen viel zu rar macht, ihre Musik als Power-Rock, und treffender könnte es bei der geballten Ladung an Energie und Spaß, die da auf die Zuschauer einprasselt, gar nicht sein. Vereint werden Elemente der modernen und stadiontauglichen Rockmusik mit klassischen Hardrockstrukturen. Heraus kommen ohrwurmtaugliche Songs, die mitreißen und getreu dem Bandmotto vor allem eins wollen: »Party like a Grizzly«. Die coolen Bühnenoutfits der Musiker sind ein echter Blickfang. Das »Out in the Green« nutze die Band, um ihren neuen Sänger Adam Hustler zu präsentieren. Sein Vorgänger Caddison Black hat zwar große Fußstapfen hinterlassen, und man merkte dem neuen Fronter noch die ein oder andere Unsicherheit an, die er aber souverän meisterte. Er konnte zeigen, dass da Einiges an Potenzial in ihm steckt. Sein Debüt war jedenfalls mehr als passabel, zumal er sich optisch und vom Typ her prima in die Band einfügt.

Rockig ging es auch weiter, als sich Torn Alive aus Butzbach dem Publikum stellten. Frontmann und Anziehungspunkt der Band ist der aus »The Voice of Germany« bekannte Michel Schmied, dessen Rockröhre tief unter die Haut geht. Mit ihrem selbst komponierten Alternative-Rock zeigte die Band, welche musikalischen Vorbilder ihren Songs zugrunde liegen – Ähnlichkeiten zu Vorbildern wie Creed oder Stone Sour sind keinesfalls zu überhören, wenn auch Einschläge von legendären Hardrockbands wie Led Zeppelin ebenfalls deutlich zu merken sind. Seinen Abschluss fand das Festival mit einem Auftritt der Gießener Durchstarter von Badabing, die der ›Gartenschau eine Stunde lang ihr »Digitales Rauschgift« einflößten.

Projektabschluss für »Mission Band«

Eröffnet wurde das Festival von der Band Corner Room bereits am Samstagvormittag. Man blickte in begeisterte Gesichter, als die Musiker mit ihren Instrumenten den Backstagebereich der SWG-Bühne verließen. Für die neunköpfige Truppe war es der erste öffentliche Auftritt – und Freunde und Familie hatten die Band dabei tatkräftig unterstützt. Entstanden ist die Gruppe aus dem Projekt »Mission:Band« der Musikzentrale, das diese Zeitung im vergangenen Jahr begleitet hat: Ein Jahr lang hatte die Musikschule die für das Projekt ausgewählten Bewerber an ihren Instrumenten unterrichtet, ebenso wurden sie in Sachen Bandarbeit geschult. Mit dem Auftritt auf der Landesgartenschau beim »Warm Up« zum »Out in the Green«-Newcomerfestival ist das Projekt nun abgeschlossen, doch die jungen Musiker werden weiterhin Musikunterricht nehmen und sich als Band ab sofort selbst organisieren. »Das Ziel war, dass sie selbstständig werden. Das ist geglückt«, freute sich Bandcoach Paul Krömmelbein, der seine Aufgabe mit Bravour erledigt hat – sechs Coverstücke brachten die Truppe am Samstag auf die Bühne, eine beachtliche Leistung, bedenkt man, dass die meisten mit Anfängerstatus in das Projekt gestartet waren. (sag)

 

Aus: Gießener Allgemeine Zeitung, Autorin: Sabine Glinke

 

 

 

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