Heute schreibe ich Euch aus Los Angeles. Ich bin hier, um am Samstag Unterricht bei keinem geringeren als dem legendären Peter Erskine zu nehmen. Peter berechnet 200 Dollar für eine Unterrichtsstunde, was eine Menge Geld ist. Doch ich bin ganz sicher: Wenn ich aus Peters unglaublichem Schatz an Erfahrungen auch nur eine Sache für mich mitnehme, dann war die Reise jeden Cent wert.

Es gibt ein schönes Beispiel, das den Wert von Erfahrung verdeutlicht:

Ein angesehener Ingenieur wurde in eine Firma gerufen, um herauszufinden, warum eine Maschine nicht lief. Man zeigte ihm das widerspenstige Gerät und bat ihn, das fehlerhafte Teil zu identifizieren, da in der Firma keiner eine Erklärung fand.

Der Ingenieur starrte einige Minute auf die Maschine, nahm ein Stück Kreide und machte damit ein Kreuz auf das marode Teil. „Hier liegt der Fehler!“, verkündete er lapidar.

Eine Woche später erreicht seine Rechnung über 9000 $ die Firma. Gemessen am Zeitaufwand, erschien dieser Betrag dem Inhaber doch recht hoch und er bat den Ingenieur um eine detaillierte Aufstellung der Kosten. Kurz darauf bekommt er folgende Posten präsentiert:

Berechnete Zeit, um das Kreuz zu zeichnen: 1 $

Berechnete Zeit, um zu lernen, wo das Kreuz zu zeichnen ist: 8999 $

Der Punkt ist: Es braucht Zeit, viel Zeit, um Erfahrungen und Wissen zu sammeln. Es gibt keine wirklichen Abkürzungen auf diesem langen Weg, und es gibt viele Wege, zwischen denen es abzuwägen gilt. Wenn ihr einen Experten findet, der Euch einen richtigen, einen für Euch guten Weg zeigt, der Euch auf dem eingeschlagenen Weg ein gutes Stück nach vorn bringt, dann ist diese Ersparnis an Zeit und Stress oder gar Frustration wirklich Gold wert.

Ich kenne so viele Musiker, die bis zu einem gewissen Punkt bemerkenswerte Fortschritte machen, doch dann hören sie auf zu lernen, sie halten in ihrer Entwicklung inne. Ich möchte nicht, dass mir das passiert, denn dafür genieße ich die Reise der Weiterentwicklung zu sehr, ja, sie macht für mich den Reiz aus, ein Musiker zu sein.